Auf den Spuren von John Steinbeck






John Steinbeck wurde 1902 in diesem Haus in Salinas, Kalifornien geboren. Sein Großvater Ernst Steinbeck war ein Zimmermann aus Düsseldorf, der in die USA auswanderte. Sein Vater war der Schatzmeister des Landkreises Monterey, ein Job, zu dem ihm seine Freimaurer - Kumpels verhalfen. Das erklärt das opulente Aussehen seines Familienhauses...



.. während die Mehrheit der Salinas - Einwohner in bescheidenen Holzbaracken lebte.



Steibecks Mutter war Lehrerin und brachte ihm die Liebe für Bücher und Literatur bei. Mit 17 Jahren beendete er das Gymnasium und zog nach Stanford, um in der dortigen Universität zu studieren. Er studierte Naturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Meeresbiologie. Er verlies die Universität nach sechs Jahren ohne einen Abschluß erreicht zu haben. Da Stanford eine sehr teure Privatuniversität ist, hat er während des Studiums als Landarbeiter und Malergehilfe gearbeitet. Er hat nur sporadisch studiert und in Stannford seine Liebe für geistige Getränke entdeckt. Er ging nach New York, um Schriftsteller zu werden, aber seine Bücher waren Mißerfolge und er kehrte nach Salinas zurück.



In seiner Heimatstadt arbeitete er als landwirtschaftlicher Laborgehilfe. Im Steinbeck Center in Salinas entdeckte ich das Polarimeter, mit dem er den Zuckergehalt von Zuckerrüben bestimmte.



Das Salinas - Tal ist eine der fruchtbarsten Regionen der USA und wird auch die "Salatschüssel der Nation" genannt. Dieses Tal gibt die Kulisse für das bedeutendste Werk von Steinbeck: "Die Früchte des Zorns" (Originaltitel: The Grapes of Wrath). Während der Depression der 30er Jahre herrschte in der Kornkammer der USA in Oklahoma eine sehr lange Trockenheitsperiode, die mehrere Ernten zertörte. Viele Bauern zogen aus Oklahoma nach Kalifornien, um dort ihr Glück zu finden.



Sie lebten in Zelten, die die Regierung aufstellte, wie man in diesem Bild aus dem Winter 1937/38 sehen kann. "Die Früchte des Zorns" beschreibt das Schicksal und den Frust einer solchen Familie, die der Willkür der Großgrundbesitzer ausgeliefert war, Die Tatsache, dass das Buch kein Happy - End hat und die Kalifornier als kaltherzig und habgierig beschrieben wurden, hat Steinbeck viel Ärger gebracht. Es wurde ihm vorgeworfen, dass er Elend und Fremdenfeindlichkeit zu realistisch beschrieb. Er wurde als Kommunist und Nestbeschmutzer beschimpft, seine Bücher wurden verbrannt und das FBI führte eine Akte über ihn. Er ging als Kriegskorrespondent nach Europa und nach nach dem Krieg zog er nach New York, wo er bis zu seinem Tod blieb



"Die Früchte des Zorns" wurde 1940 unter der Regie von John Ford verfilmt. Die Rolle des Bauern Tom Joad spielt Henry Fonda, der ein persönlicher Freund von Steinbeck und Ford war. Der Film gilt als einer der bedeutendsten Filme, die jemals in Amerika gedreht wurden.



Heute arbeiten so gut wie keine Amerikaner mehr in den Feldern um Salinas. Man sieht am Feldrand ausrangierte Schulbusse ("Tequila Express" oder "La Bomba" genannt), die dazu dienen, die mexikanischen Arbeiter an die Felder zu bringen. Ja, die Ausgebeuteten kommen nicht mehr aus Oklahoma. Eine wichtige Funktion des Busses ist, dass es ein Klo enthält. Das US - Gesetz schreibt nämlich vor, dass die Landarbeiter die unverdauten Reste ihrer Tacos, Buritos oder Enchilladas nicht zwischen die Erdbeeren streuen dürfen.



Andere bedeutende Werke von Steinbeck finden in Monterey statt. Monterey war Anfang des 20. Jahrhunderts einer der bedeutendsten Fischereihäfen an der Pazifikküste. Es gab dort 18 Fischkoservenfabriken. Die Romane "Tortila Flat" und "Strasse der Ölsardinen" (Originaltitel "Cannery Row") beschreiben die Menschen, die in diesem Milieu lebten. "Huren, Hurensöhne, Kuppler, Stromer und Spieler, mit einem Wort: Menschen. Man könnte mit gleichem Recht sagen: Heilige, Engel, Gläubige, Märtyrer - es kommt nur auf den Standpunkt an." Heute gibt es nur die Reste von zwei verlassenen Konservenfabriken, die unter Denkmalschutz stehen. Der Grund: Die Meeresgegend um Monterey wurde leergefischt. Erst gab es keinen Lachs mehr und dann keine Sardinen.



Man sieht nur noch die Reste der alten Fischereianlagen.



Zu Steinbecks Zeiten herrschte hier eine hektische Aktivität.



Sobald ein Fischkutter anlegte, tönte eine schrille Pfeife und die Konservenarbeiter mussten in die Fabrik rennen, um die über ein Förderband kommenden Fische zu verarbeiten.



Monterey hat den Wandel der Zeit ausgezeichnet verkraftet. Der Hafen wurde für den Tourismus umgekrempelt.



Die Seehunde ...



... Kormorane, Pelikane etc., die zur Beseitigung der Fichreste gekommen waren, werden jetzt von der Tourismusverwaltung gefüttert.



Die Mole des alten Fischereihafens wurde zu einer touristischen Attraktion umgewandelt. Die Besucher können sich hier mit gegrilltem Knoblauch...



oder Bonbons amüsieren, die vor ihren Augen zubereitet werden. "Huren, Hurensöhne, Kuppler, Stromer und Spieler" wird es sicher immer noch geben, aber mir fehlt die Steibecksche Origininalatmosphäre.



Dieses Etikett verbindet mich mit Monterey. Es stand auf den Sardinendosen, die wir über den Marshallplan in den Hungerjahren bekamen. Den Dosen aus Monterey verdanke ich meine Vorliebe für Sardinen.



1962 bekam Steinbeck (geschwächt durch einen Schlaganfall, Alkohol und Drogen) den Nobelpreis für Literatur. Er bekam ihn laut Begründung "for his realistic and imaginative writings, combining as they do sympathetic humour and keen social perception". Warum müssen die Skandinavier immer alles auf Englisch sagen? Sie sind schlimmer als die deutschen Musikfans. In seinen letzten Jahren ging er nach Russland und wurde vom Kommunismus enttäuscht. Anschliessend besuchte er Vietnam, wo er die amerikanische Politik gut fand. Das kostete ihn die Sympathien seiner Freunde aus der linken Szene. Er starb 1968 an Herzversagen.



Wie ist es heute in Salinas? Die Leute, die Steinbecks Bücher verbrannten, feiern ihn heute als den großen Held ihrer Stadt und er ist ihre größte touristische Attraktion geworden. Steinbeckpilger wie ich kommen nach Salinas und lassen ihr Geld hier.

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