Der erste Tag der Schloß - Arkaden

Braunschweig ist eine schizophrene Stadt. Die Stadtväter haben sich geweigert
das im Krieg beschädigte Residenzschloß zu restaurieren und sprengten es. 60
Jahre später kamen sie auf die Idee, eine Schloßattrappe, die kommerziellen
Zwecken dient, bauen zu lassen. Hier geht es in die "Schloß Arkaden".

Man findet lange, gewundene Geschäftststrassen, die 150 Geschäfte beherbergen.

Man hat alle Fenster nach aussen hermetisch abgedichtet, damit auch nicht der
geringste Lichtstrahl nach innen eindringt. Alles findet in einer sterilen
Kunstlicht - Atmosphäre statt.

Die langen Wege strengen die Besucher an, die eine Pause machen müssen. Ein
Lichtblick. Nicht alle Besucher sind Markenfetischisten. Der einzige, der auf
dem Bild was gekauft hat, trägt eine Tasche von Rossmann, der hier ein
schönes Geschaft hat.

Ich hoffte hier meíne Hoflieferanten Aldi und Nordsee zu finden, aber ich
sah mich getäuscht. Ich fand nur eine Filiale des teuren REWE. Anscheinend
hat man die Discounter aus den Arkaden ausgeschlossen. Man wird sehen, wo
so viel Arroganz, Hochmut und Überheblichkeit führen kann.

Die Filiale von H & M sollte um 11 Uhr eröffnet werden. Hier wartet um 10:30
schon eine riesige Schlange ungeduldig davor, um die minderwertigen Texti-
lien zu konsumieren, die dort geboten werden. H & M wirbt mit teuren Pop -
Ikonen und die kritiklosen Fans sorgen für Milliardenumsätze.

Man sah überall viel Gedränge und Geschubse ausser an den Kassen. Man kam
um zu sehen und sich zu amüsieren und nicht unbedingt, um zu kaufen. Falls
die Preistreiber hoffen, mit den Arkaden einen Reibach zu machen, werden
sie getäuscht werden.

Man sah paradiesische Öffnungszeiten ...

... obskure Tierarten ...

... futuristische Wände ...

... und ein Gewirr an Rolltreppen.

Rate mal, wo wir noch waren ...!

Die Vertreter unserer Ruheständlergeneration sahen das Ganze mit sehr
skeptischen Augen.

Wir kamen aus den Arkaden raus, sahen Tageslicht, atmeten frische Luft und
fühlten uns wie normale Menschen.