Büssing hatte eine viel zu große Produktpalette und das drückte den Gewinn
in die Tiefe. 1962 übernahm die Salzgitter AG die Büssing AG. Das ganz
große Projekt der 60er Jahren war die Entwicklung des „Supercargo
Decklasters“. Er war der Vorgänger des heutigen ISO - Containers und er
verkaufte sehr schlecht. Die Salzgitter AG verkaufte Büssing an MAN und
MAN liquidierte Büssing über die Jahre nach und nach. Im denkmalgeschützten
Fabrikgebäude findet man jetzt eine Diskothek, diverse Kleinbetriebe und
eine der liederlichen privaten Berufsschulen. Die einzige Erinnerung an
Büssing ist der Braunschweiger Löwe an den MAN - Fahrzeugen.
Das ist Heinrich Engelhard Steinweg, der Gründer einer Dynastie von
Musikinstrumentenbauern. Obwohl er keine musikalische Ausbildung genossen
hat, hatte er eine enorme musikalische Begabung. Er emigrierte in die USA
mit seiner ganzen Familie bis auf seinen Sohn Theodor, den er in Braun-
schweig zurücklies. Dort anglisierte er sich zu Henry E. Steinway und
gründete eine sehr erfolgreiche Flügelfabrik im Griechenviertel Astoria
auf Long Island.
Der in Braunschweig zurückgebliebene Theodor Steinweg gründete seinerseits
eine Flügelfabrik. Hier wurden in aufwändiger Handarbeit einige der
feinsten Instrumente aller Zeiten gebaut. Die Bauzeit von solchen Flügeln
dauerte ein Jahr und sie waren von Virtuosen wie Arthur Rubinstein sehr
geschätzt.
Theodor war der genialste Techniker unter den Steinwegs. Er erwarb zahlreiche
Patente, wie das Patent für den hier abgebildeten Rimbiegeblock. Als seine
Familie ihn brauchte, verkaufte er 1865 seine Fabrik an Wilhelm Grotrian und
ging nach Amerika, wo er Theodore Steinway hieß. Die Fabrik hieß nun Steinweg
- Grotrian. Theodor kam zurück nach Braunschweig, um seine alten Tage zu
verbringen. Er wurde Mitglied der Bande der „Kleidersellern“ um Wilhelm Raabe.
Heute werden keine Steinweg Flügel mehr in Braunschweig gebaut. In der
ehemaligen Steinweg Grotrian Fabrik findet man heute diverse Institute
der Technischen Universität. Ein teil der alten Fabrik wurde abgerissen,
um Platz für der Neubau des Chemiegebäudes der TU zu machen. Ähnliches
passierte mit dem alten Bauten der Pianofabrik Schimmel. Dort findet man
die Räume einer Aussenstelle der besten Berufsschule der Stadt.
1898 hatte Johann Andreas Schmalbach eine großartige Idee. Mit einer
neuartigen Dose wollte er Spargelkonserven herstellen. Daraus entwickelte
sich ein Riesenkonzern. Dem Konzern geht es noch gut, nur die Dosen werden
jetzt in Billiglohnländern produziert. Der verblichene Schriftzug
erinnert noch an Johann Andreas Schmalbach. In den fetten Jahren
beschäftigte Schmalbach 7000 Menschen in Braunschweig. Wären diese
Arbeitsplätze erhalten geblieben, gäbe es heute in der Stadt so gut wie
keine Arbeitslosigkeit.
Das ist Johann Christoph Voigtländer. Er gründete in Wien eine Fabrik für
optische Instrumente, die später nach Braunschweig umgezogen ist. Als im
19. Jh. die Fotografie erfunden wurde, fing Voigtländer an, Objektive
herzustellen. Voigtländers Objektive waren revolutionär, weil sie die
ersten Objektive waren, die mathematisch berechnet wurden.Mehr als 100
Jahre lang wurden in Braunschweig feine Kameras und Objektive hergestellt
Die Massenproduktion fand in diesem Gebäude an der Campestrasse statt, als
die Fa. Voigtländer von der Schering AG übernommen wurde. Als sich die
Produktion steigerte, zog man an die Gliesmaroder Strasse um. Das Gebäude
an der Campestrasse wurde später die braunschweiger Zentrale der AEG
(auch ein trauriger Fall). Heute findet man dort eine Reihe von kleinen
Betrieben.
Nach dem 2. Weltkrieg baute man an der Gliesmaroder Strasse fleissig
Kameras weiter. Das Unternehmen blieb ertragschwach und Schering verkaufte
Voigtländer an die Zeiss Ikon AG. Zeiss löste die Voigtländer AG auf und
einige Jahre später wurde die Produktion in Braunschweig stillgelegt. Auf
dem großen Voigtländer Fabrikgelände residieren viele kleine Handwerks-
und Handelsbetriebe und und riesiger Supermarkt. Der Name Voigtländer
existiert weiter. Die Firma Ringfoto hat die Namensrechte gekauft und
klebt diesen edlen Namen auf Geräte, die nichts mit den feinen Produkten
aus Braunschweig zu tun haben.
Habe ich die Jutespinnerei oder die stillgelegte Mühle vergessen? Nein!
Der Platz, der hier zur Verfügung steht, reicht nicht, um alle diese
Industriegräber aufzuzählen, die überall in dieser feinen Stadt zu finden
sind.